St. Georg hilft – ein ausgezeichnetes Update

Wer schon etwas länger hier liest, erinnert sich noch an die Spendenaktion “St. Georg hilft”. Zu dieser Hilfsaktion gibt es noch einmal etwas Neues, es ist erstaunlich und erfreulich. Und es ist nicht nur für die interessant, die großzügig gespendet oder sich sonst irgendwie beteiligt haben, es ist wohl am Rande auch für die interessant, die sich beruflich mit Blogkooperationen und dergleichen beschäftigen. Denn während man bei dem Reizwort Kooperation meist nur an Werbung und PR im kommerziellen Sinne denkt, ging es hier um eine Blogkooperation für einen guten und ziemlich klar definierten Zweck, es ging um eine Kooperation mit der Kirche.

Deswegen waren die Herzdame und ich gerade als Gäste der Synode in Travemünde, wir haben dort mit der Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde den Fundraisingpreis der Nordkirche gewonnen – von dem ich natürlich bis vor kurzer Zeit nicht einmal wusste, dass es den überhaupt gibt.

Im Herbst 2015 strandeten Hunderte, später Tausende Transitflüchtlinge am Hamburger Hauptbahnhof, die Lage der Leute war der Stadt in den ersten Wochen herzlich egal – und so lief es dann auch dort ab. Es gab keinen Strom, kein Wasser, keine Nahrung, Kinder schliefen nachts auf dem nackten Boden in der Bahnhofshalle, die Lage war ziemlich bedrückend. Im Stadtteil, dem hier immer so genannten kleinen Bahnhofsviertel, entstanden schnell Hilfsgruppen, etwa die außerordentlich erfolgreiche Welcome Soup, die den einzigen Zweck hatte, diesen durchreisenden Menschen wenigstens eine warme Mahlzeit zu geben. Tausende Portionen wurden ausgegeben, quasi über Nacht entstand eine erstaunlich leistungsfähige Infrastruktur der Hilfe, der Stadtteil vernetzte sich auf eine neue und bis dahin gar nicht gekannte Art und machte vieles möglich. Auch die Herzdame und ich fragten uns, wie wir am besten beitragen konnten.

Und dann kam es so: Die Herzdame hatte die Idee einer Spendenseite, hat diese “mal eben” aufgesetzt und “mal eben” die richtigen Leute kontaktiert, vor allem Joschi Neu vom Kirchenbüro. Denn wir dachten uns, dass es sinnvoll ist, die Spenden über eine seriöse und äußerst vertrauenswürdige Institution laufen zu lassen. Joschi hat das “mal eben” zu einem Projekt der Kirche gemacht, “mal eben” die Spendeninfrastruktur für genau diesen Zweck aufgebaut, die Herzdame hat das dann mit der Seite verdrahtet. Und ich habe das getan, was ich sowieso dauernd mache – ich habe gebloggt. Über die Situation am Hauptbahnhof, über die Möglichkeit, mit einer Spende zu helfen, über das, was mit den Spenden möglich wurde, in der Welcome Soup und anderswo. Über Helfer und Schicksale, über das, was hier los war. Ich habe also im Blog und in den sozialen Medien geschrieben und verlinkt, die Herzdame hat mit einem ernannten Spendengremium mit Bewohnern aus dem Stadtteil das Geld verwaltet, Joschi hat Spendenquittungen und Dankschreiben verschickt – und das lief. Es lief über Nacht an, es lief sensationell gut und es lief, solange es notwendig war, also bis zum dem sogenannten Türkei-Deal.

Das brachte erhebliches öffentliches Interesse, es kamen deutlich über 25.000 Euro an Spenden zusammen. Es trug dazu bei, dass die über 200 Helfer im Stadtteil monatelang ihre Arbeit machen konnten. Es machte natürlich auch deutlich, welche Weltklasseleserschaft hier mitliest, noch einmal vielen Dank an alle, die irgendetwas gespendet haben – es waren sehr viele von Ihnen.

Und dass wir dafür jetzt diesen Preis gewonnen haben, liegt wohl vor allem daran, dass wir alle genau das gemacht haben, was wir eh schon konnten. Die Herzdame konnte Technik und Vernetzung, Joschi konnte Gemeindebüro, und ich habe eben einfach nur geschrieben, ich kann nämlich sonst leider nichts. Aber das ist wohl der richtige Ansatz – wenn niemand sich verbiegt, geht es am besten. Wobei ich vermute, dass es auch deswegen gut war, weil wir so schnell waren. Wir haben die erste Idee genommen, nichts zerredet und es bei genau einem Zweck belassen. Aus diesem Grund hat nämlich auch die Welcome Soup so gut funktioniert und das war eine wichtige Lehre aus dieser Zeit – sich auf die Sachen zu beschränken, die man vermutlich richtig gut hinbekommen kann. Und darin dann immer besser werden.

Durch den Preis der Nordkirche kommen jetzt noch einmal 2.500 Euro für die Aktion dazu, das Geld wird hier nach wie vor sinnvoll eingesetzt, Integrationsarbeit ist so leicht nicht fertig

Die Preisverleihung fand übrigens im Maritim Travemünde statt und Travemünde und ich – da war doch was. Dazu muss ich dann separat noch einen Beitrag schreiben, das war, wie soll ich sagen, in dieser Hinsicht ein sensationell bemerkenswerter Abend. Aufklärung in Kürze.

Joschi Neu (rechts), die Herzdame als Zeugsvorzeigerin und ich im Maritim Travemünde.

17 Kommentare

  1. Boh, da kommen einem echt die tränen in die augen. eigentlich soll es immer so sein, dass jeder das macht was er kann .. für das gemeinwohl, nicht für die brieftasche!

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