Motivation

Wissen Sie noch, wie Motivation geht? Wie es ist, wenn man etwas mit richiger Begeisterung macht, mit Lust? Wie es ist, wenn man morgens aus dem Bett springt, weil man sich so dermaßen auf etwas freut, auf ein Vorhaben, auf eine Arbeit, auf irgendwas? Man hat dauernd Phasen, in denen man das ganz vergisst, weil man vom Alltag überrollt wird, vom Mittelmaß, vom Na-Muss-Ja. Die Tage spulen sich gleichförmig ab, man macht hier und da so mit, man geht ins Bett, man steht auf, Wochen vergehen, Jahreszeiten wechseln, der Wecker klingelt schon wieder, man wendet sich mit Grauen ab. Oder einfach mit Langeweile. Ab und zu erinnert man sich dunkel an andere Zustände. Motiviert geht anders.

Es ist mitten in der Nacht, es ist halb vier. Das ist eine äußerst unerfreuliche Uhrzeit, die man lieber nicht auf der Digitalanzeige sehen möchte, selbst hartnäckige Frühaufsteher wie ich möchten das nicht. Ich wache auf, weil Sohn I durch die Wohnung stromert und gegen Wände rennt, ich gehe also lieber einmal nachsehen. Da schlurft ein sehr zerzauster Sohn über den Flur Richtung Toilette, er trägt seinen Wecker, den er sich zum Schulanfang gewünscht hat, unterm Arm und tastet nach dem Lichtschalter.

Ich: “Du trägst deinen Wecker spazieren, wenn du auf Toilette gehst?”

Sohn I: “Ja, er könnte doch jetzt gerade klingeln. Und dann könnte ich zur Schule gehen.”

Und er guckt hoffnungsvoll auf das Ziffernblatt, ob die Zeiger sich immer noch nicht passend zurechtgeschoben haben, dass er endlich wieder in seine Klasse kann.

So geht Motivation. Und es ist ganz nett, sich das ab und zu wieder klarzumachen.

 

13 Kommentare

  1. Das müssen ja tolle erste Schultage gewesen sein, da hat er aber Glück. Denn gleich zu Anfang entscheidet sich meistens, wie die ersten 4 Schuljahre verlaufen werden.

  2. oh, ich kann mich erinnern, als ich in die Schule kam war es ähnlich. Ich stritt mit meiner Mutter über die richtige Uhrzeit zum Frühstücken. Meine Mutter meinte, 7 Uhr genügt, ich war für ca. 5 Uhr. „Du darfst so früh frühstücken, aber dann musst Du Dein Frühstück selbst machen“. Es hat mir nur keiner gesagt, dass dieses Arrangement für den Rest meiner Schulzeit gilt. (Heute bin ich übrigens ein echter Langschläfer)

  3. Wow, ich hoffe mal, dass mein Kleiner das auch mal so machen wird. Bisher hat er das Aufstehverhalten seiner Mutter übernommen und die ist keine Frühaufsteherin.
    Es ist schon cool, wie begeisterungsfähig die Kleinen noch sind. Bei uns wird vieles zu schnell Routine und Alltag. Auch, wenn ich mir so ein Büro mit lauter Mitarbeiter_innen, die noch eine kindliche Begeisterung und Motivation haben, ziemlich lustig vorstelle. 😀

  4. Ich wollte nie in die Schule. Das war sehr vorausschauend von mir als Kindergartenkind, denn ab dem Gymnasium hätte ich genauso gut in die Hölle gehen können. Aber: Die Motivation habe ich oft heute noch. Früh aufstehen resultiert nicht daraus, eher manchmal spät nachts noch dasitzen und an etwas tüfteln, weil jetzt eben unbedingt getüftelt werden muss. Es ist schön, dass ich trotz allem Erwachsenenleben dafür oft genug die Zeit finde. Dafür bin ich dankbar.

  5. Wie schön. Diese Begeisterung.
    Ich merke nur grad, wie sie den Kindern rundherum gerade auch vermiest werden kann. Hier setzt so anderthalb Wochen vor Schuljahresanfang eine unglaubliche Hysterie ein: Jedes Kind muss noch lernen, bevor die Schule überhaupt los geht. Darüber hab ich grad im Blog beschrieben, weil ich es so nervig finde.

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