Eine Anmerkung zum Klimawandel

Das Thema Klimawandel beherrscht die Medien, alle Aspekte des gigantischen Problems wurden schon beleuchtet. Alle? Nein! Ein naheliegender und machbarer Vorschlag zur Lösung des Problems wurde übersehen, das werde ich ändern. Reden wir über Konjunktivkleidung.

Das haben Sie noch nie gehört, ich weiß, ich erkläre es sofort. Während ich dies schreibe, sind draußen lauschige 12 Grad, ein Kirschbaum blüht vor dem Fenster, die Magnolie treibt aus. Im Dezember, wohlgemerkt. Diese 12 Grad sind eine Tatsache, die man an jedem Thermometer prüfen kann. Eine andere Tatsache, die man auf der Straße prüfen kann, ist die: alle Menschen tragen warme Winterkleidung. Dicke Outdoorjacken, schwere Mäntel, Mützen, Schal, Handschuhe, Stiefel. Wir sind offensichtlich weder willens noch bereit, uns nach dem aktuellen Wetter anzuziehen, wir ziehen uns stets und unweigerlich nach dem Kalender an. Wir haben Wintersachen, die trägt man eben jetzt, und wenn man dabei erstickt. Denn es könnte, da kommt endlich der Konjunktiv ins Spiel, es könnte ja kalt sein. So theoretisch. Oder zumindest ruckartig kalt werden. Irgendwann. Vielleicht gleich. Deswegen sitzen jetzt bei freundlichem Pulloverwetter mollig angezogene Menschen mit roten Köpfen in überheizten Bussen und schwitzen wie in einer finnischen Sauna. Weil wir im Grunde unserer Herzen alle glauben, nein, sogar wissen, dass es bitterkalt wird, sobald wir uns leichter anziehen, nicht wahr? Genau so ist es. Und da wir eine überaus intelligente und rational denkende Spezies sind, sollten wir diese Erkenntnis konstruktiv nutzen und uns alle ab morgen sommerlich anziehen. Denn dann wird es, wir sind da doch ganz sicher, unweigerlich sofort viel kälter.

Bitte sehr. Man muss nur mal in Ruhe nachdenken.

(Dieser Text erschien als Kolumne in der Ostsee-Zeitung)

2 Kommentare

  1. Dabei kann man doch gerade in Hamburg deutlich sehen, dass es auch anders geht – so werden etwa die Röcke der osteuropäisch-stämmigen Mitbürgerinnen gefühlt mit jedem Grad Celsius weniger zwei Zentimeter kürzer… aber ein wenig erinnert mich das an den wunderbaren uralten Usenet- Beitrag über die Finnen und die Temperatur – hier ein Transkript: http://www.fsmagazin.de/download/Kaelteistrelativ.txt

    Dass insbesondere Menschen in gemäßigten Zonen keine wirklichen Zugang mehr zu wettertypischen Phänomenen haben, bemerkt man dann eher ab deutlich unter-15°C, wenn sie in denselben Klamotten wie bei +15 °C moppern, weil ihnen kalt ist, statt sich temperaturangemessen zu kleiden. Erledigt sich aber tatsächlich, wenn man regelmäßig an die frische Luft geht . das zwingt einen dann zu entweder drinnen bleiben, oder vernünftige Kleidung anschaffen / tragen.

  2. Tja, ich habe auch schon des öfteren gedacht, während ich relativ leicht bekleidet durch die Straßen stromere: Was wollen die erst im Winter anziehen wenn es kalt ist.

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