Die Herzdame backt: Gedeckter Apfelkuchen

Nachdem das Kleid der Herzdame bei der letzten Ausgabe von „Die Herzdame backt” zu quasi tumultartigen Zuständen in meinen Timelines geführt hat, fahren wir das jetzt etwas zurück, das Niveau kann man so nicht halten. Sie trägt auf den Bildern in dieser Folge also nur ein beliebiges Kleid aus dem Schrank, eines ganz ohne Quellenangabe. Just an old frock, wie Dame Edna sagen würde. Kennt man die überhaupt noch? Egal.

Es geht um gedeckten Apfelkuchen, also um einen Kuchen, der mit dem einen oder anderen Rezept definitiv in jeden gepflegten Haushalt gehört. Gebacken wird der hier nach einem Rezept von dem Apfelhof im Alten Land, den wir regelmäßig zur Apfelernte besuchen, der letzte Text dazu steht hier [nicht mehr]. Es ist, so steht es auf einem Zettel von dem Hof, ein Rezept nach Oma Wilhelmine. Also quasi ein wilhelminischer Apfelkuchen, wir wollen hier ja keinen Wortwitz auslassen.

Man braucht:

150 g Margarine
1 Ei
100 g Zucker
1 Pck Vanillezucker
1 Prise Salz
300 g Mehl
2 gestr. TL Backpulver
1,5 kg Äpfel – genau nach Rezept geht es um Äpfel der Sorte Finkenwerder Herbstprinz. Andere Sorten gehen aber auch, sagen unsere Erfahrungen.
Etwas Zimt
2 EL Zucker zum Dünsten

Der Finkenwerder Herbstprinz mag perfekt geeignet sein, wir machen hier aber Apfelkuchen, wenn Äpfel weg müssen. Und das sind dann eben irgendwelche Äpfel, in diesem Fall irgendeine nicht erkannte Sorte aus Frankreich, wir hatten gerade Besuch von da mit Obst im Gepäck.

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Für den Teig wird die Margarine, die wir übrigens klammheimlich gegen Butter getauscht haben, mit Ei, Zucker, Vanillezucker und dem Salz verrührt. Mehl und Backpulver wird dabei nach und nach dazugegeben. Dann wird der Teig geteilt. Zwei Drittel davon werden in einer Springform ausgerollt und an den Rändern hochgedrückt.

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Dieser Teil des Teigs wird als Boden bei 200 Grad 10 Minuten gebacken. Den Rest des Teigs vor den Kindern in Sicherheit bringen und zur Seite stellen.

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Die Äpfel schälen und würfeln. Das können im Prinzip Kinder übernehmen, die sind damit faszinierend lange still und besinnlich beschäftigt. Allerdings sieht dann der Fußboden aus wie auf dem folgenden Bild. Irgendwas ist immer.

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Sollten Kinder versehentlich zum falschen Obst greifen, erklärt man geduldig Unterschiede. Wobei ich natürlich etwas im Vorteil bin, denn als Controller kann ich jederzeit das tun, was sonst kaum jemand kann, nämlich Äpfel mit Birnen vergleichen. Zahlt sich der Beruf doch einmal aus!

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Dann die Äpfel mit etwas Zimt und zwei EL Zucker etwa 10 Minuten dünsten.

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Die angedünsteten Äpfel als Füllung auf den Boden geben.

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Den Rest des Teiges rund ausrollen und vierteln. In der Theorie geht der folgende Schritt leichter, wenn die Arbeitsfläche bemehlt ist. Das ist allerdings tatsächlich Theorie, das Zeug klebt immer wie Teufel. An allem. Immer.

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Der Kuchen wird damit abgedeckt. Es macht nichts, wenn man die Viertel nicht in ästhetisch ansprechenden Stücken abgelöst bekommt, das verbackt sich. Keine Panik. Mitdenkende Leserinnen merken bei den nächsten Bildern, das wir komplett vergessen haben, den unteren Teigteil vorzubacken – das bitte nicht nachmachen, das ist strategisch unklug.

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Auf der untersten Ebene im Backofen bei 200 Grad 35 Minuten fertig backen.

Laut Rezept soll man den Kuchen noch mit Zuckerguss verzieren, die Herzdame streut lieber VOR dem Backen Rohrzucker drüber.

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Das geht sehr einfach, das geht auch ziemlich schnell, jedenfalls wenn die Äpfel kleingeschnitten sind, und das schmeckt verblüffend super.

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Nicht im Bild eine eigentlich essentiell wichtige Zutat, die Schlagsahne. Oder, um einmal eine akut vom Aussterben bedrohte Hamburger Vokabel unterzubringen: Schlaggermaschü. Ist das nicht schön? Das klingt schon so, wie es sich im Mund anfühlt. Schlaggermaschü. So ein wunderbares Wort, das sollte viel mehr gepflegt werden.

 

30 Kommentare

  1. Wenn ich mal groß bin, stelle ich die Herzdame als meine persönliche Stylistin ein *__*

    Übrigens haben Sie die Verwendung des Backpulvers unterschlagen. Ich gehe stark davon aus, dass es in Teig gehört.
    Und jetzt gehe ich Elbprinzen und gehobelte Mandeln kaufen, die stelle ich mir zusammen mit dem Rohrzucker als die wahre Topping-Vollendung vor.

  2. Die Herzdame zieht sich einfach zu gut an, da achtet doch niemand auf die Rezepte. Gebt zu, dass ist ein gut getarnter Modeblog!

  3. Abgesehen vom wieder einmal sehr hübschen Kleid hab ich einen Tipp für die Teigplatte zum Decken des Kuchens. Wenn man den Teig auf Backpapier ausrollt (evtl. mit Mehl drunter), kann man ihn anschließend umgekehrt auf den Kuchen legen und das Backpapier einfach abziehen. Das funktioniert echt gut. Ich mag dies Gemansche nämlich auch nicht so gern.
    Der Kuchen sieht aber so oder so sehr lecker aus!

  4. Meine Oma hat ein ganz ähnliches Rezept für gedeckten Apfelkuchen – und er zählt zu unseren Lieblings-Apfelkuchen!

    Ich würde hier gerne noch etwas zum Vorbacken sagen:

    erstens, den Boden einige Male mit der Gabel einstechen vor dem Vorbacken, sonst gibt’s eine hübsche Wellenlandschaft,

    zweitens, den Rand nicht mit vorbacken, der rutscht nämlich sehr unschön und unförmig nach unten, sobald er mit Hitze zusammenkommt und hängt dann als Wulst im unteren Viertel der Springform, also stattdessen:

    drittens, den Rand erst nach dem Vorbacken des Bodens in die wieder leicht abgekühlte Form drapieren und die (bei meinem Rezept rohen) Äpfel einfüllen.

    Ich wickele den ausgerollten Deckel übrigens im Ganzen auf die (bemehlte) Teigrolle auf und auf dem Kuchen wieder ab.

  5. Wirklich ein wunderschönes Kleid. Ich frage mich, ob die Herzdame zwischendurch heimlich eine Kittelschürze angezogen hat – bei mir wäre das Kleid nach dem Backen nicht so sauber.

  6. Vielen Dank für die netten Komplimente. Das gibt der ansonsten eher blöden Woche viel neuen Auftrieb. Eine Kittelschürze hatte ich vergessen, war dann wohl Glücksache, dass nichts passiert ist 😉
    Und auch danke für die vielen Tipps. Ein ähnliches Rezept mit rohen Äpfeln habe ich auch, wollte aber mal das vom Obsthof ausprobieren. Ich kann gar nicht sagen, was ich da besser finde. An der Teigrolle scheitert es immer, weil ich sie dazu erst mal suchen und wieder finden müsste. Aber das mit dem Backpapier werde ich unbedingt mal ausprobieren.

  7. Ganz vehement protestiere ich gegen die Idee, dass die Herzdame beim Backen eine Kittelschürze tragen soll!

  8. statt teigrolle geht auch eine normale bemehlte flasche. weinflasche, saftflasche … egal. muß nur grade sein, nicht bauchig.
    falls der grade teil zu schmal ist für die ganze teigscheibe: teigscheibe halbieren.

    (essig oder teure öle gibt es oft in schmalen hohen flaschen, die sind wunderbar als teigrollen-ersatz.)

  9. Ich musste diesen Kuchen gerade, nach der Arbeit und vor dem Abendbrot, spontan nachbacken. Das Runterrutschen des Randes kann ich bestätigen, aber was soll’s. Meine Söhne I und II probieren gerade – sehr fein! Allerdings mit Discounter-Braeburn-Äpfeln und ohne Schlaggermaschü ;). Und den Deckel hab‘ ich der Einfachheit halber mit Teigstreifen in Gitterform gemacht, auch empfehlenswert. Danke für das schöne Rezept!

  10. Verblüffend selten nutze ich das Adjektiv verblüffend, welches Sie verblüffend oft nutzen und mir so, mittlerweile davon vollkommen unverblüfft, stets ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Danke dafür.

  11. Gleich nachgebacken, 5 Sterne, gerne wieder. ????
    Der Rand hatte genau die richtige Höhe (ich ahne ein Schisma zwischen den Randvorbackern und Randansetzern), den Deckel habe ich zwischen Frischhaltefolie ausgerollt und damit auch in Position gebracht.
    Der Kuchen hat nur einen Fehler, er ist nicht kinderresistent. Mein Sohn stand nur kurz daneben, plötzlich fehlten grosse Teile. Das sollte man bedenken, falls man für Schwiegermutters Kaffeetafel backen will.

  12. Glückwunsch zu der tollen Frau und danke für das Rezpt.
    Hier gab es den Kuchen gestern warm mit Vanillesoße zum Nachtisch.
    Sehr lecker.

  13. Vorgestern nachgebacken & gestern die Kollegen beglückt – alle begeistert, danke für die schöne Anregung. Nur laut bestem Mann macht der (Hauch!) Zimt den Kuchen ungeniessbar. Wobei die Kritik unqualifiziert ist, in seiner Welt ist nur ein Schokoladenkuchen auch ein guter Kuchen

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