Bemerknisse zum Schulanfang von Sohn I

Das Wort Bemerknisse, viele werden es wissen, ist geliehen von Frau Gminggmangg – und es wird jetzt ein feiner, kleiner Trend, sich das auszuleihen, man darf da auch gerne noch anlegen.

Und weil es so leicht ist, an den Kitas, an den Schulen und an Gott und der Welt herumzukritisieren, wähle ich mal die originellere Variante und gebe wieder, was ich bei der Einschulung von Sohn I schön fand. Und zwar genau in der Reihenfolge, wie im letzten Satz vorgegeben.

Ich fand schön, dass Sohn I fröhlich aus der Kita, bzw. aus der Vorschule ging – und dort alles gut gefunden hat. Er fand tatsächlich alles super, das würde er jederzeit weiter empfehlen, er hat, so sagt er, eine tolle Zeit gehabt. “Was war am besten?” “Alles.” Super Freunde, super Erzieherinnen und Erzieher. Super Ausflüge, super Vorschulklassenfahrt und immer so weiter, er behält das in allerbester Erinnerung und wird seinen kleinen Bruder dort gerne besuchen oder hinbringen. Er hat buchstäblich bis zur letzten Minute mit seinen besten Freunden dort im Garten gespielt – und ging dann dennoch gerne. Weil es eben so weit war. Weil er jetzt ein Schulkind wird, weil die Zeit dafür reif ist, weil er sich auf die Schule freut. Das ist alles überhaupt nicht selbstverständlich, das finde ich schön.

Ich fand schön, dass die Schule so sichtlich bemüht ist, auf die Kinder zuzugehen und sie sehr freundlich aufzunehmen. Was für eine phantastische Entwicklung seit meiner Schulzeit, in der das Wohlergehen der Kinder bestenfalls zweitrangig war. Wie unfassbar viel ist in den Schulen seitdem passiert, ich staune da immer wieder. Ganz egal, wie verkorkst man die Schulpolitik heute findet, ganz egal, wie schlecht die neue Leselernmethode heute angeblich oder tatsächlich funktioniert, ganz egal, wie wenig bio das Essen in den Ganztagsschulen sein mag und was es an Klagen da noch mehr gibt, mir werden schon auch noch welche einfallen – was ein großer Fortschritt wurde da unterm Strich gemacht, das finde ich zu und zu schön. Das sieht man das eigene Kind also mit heller Begeisterung in die Schule hineingehen, von der es von älteren Kindern viel Gutes gehört hat, auch das ist überhaupt nicht selbstverständlich.

Ich fand auch schön, dass es einen kleinen Gottesdienst vor der Einschulung gab, obwohl ich nicht einmal ansatzweise religiös bin. Ich mag aber die Kinderarbeit der Gemeinde hier, die machen das liebevoll, humorvoll und weltoffen, das sehe ich mir gerne an und die Söhne machen da gerne mit. Ich fand schön, dass der Pastor, nachdem alle Erstklässler endlich in die Kirche hereingewimmelt und halbwegs still waren, die Gäste mit diesem Satz begrüßte: “Ich heiße sie und euch herzlich willkommen und freue mich, dass heute auch mein Freund, der Imam, hier vorne neben mir steht, denn wir feiern diesen Schulanfang gemeinsam mit unseren muslimischen Mitbürgern.” Sie haben darüber gelacht, dass sie beim Beten die Hände anders halten, der eine nach oben, der andere nach unten, und dass sie sich dadurch dabei prima einhaken konnten. Dann wurden die Kinder von beiden gesegnet. Das war nur ein Satz, das war nur eine Geste, das war nur ein Besuch. Aber das war sehr schön, sehr einfach und sehr beeindruckend. Weil es eben geht.

So viel schnell dazu. Morgen dann weiter im normalen Lästerprogramm. Oder mit einem Bericht zu unserem ersten Versuch, Sohn I ein Pausenbrot zu schmieren. Ein Pausenbrot, das, so sagt er kategorisch, entweder vegetarisch oder vegan oder mit Wurst sein soll. Da wird uns was einfallen, glaube ich.

 

8 Kommentare

  1. Schön, sowas liest man doch gerne. Hier wird nur geunkt, dass die gratis Kappen (Orange mit Logo der Stadtwerke) an manchen Schulen erst nächste Woche verteilt werden…

    Und für das Pausenbrot gehört der Sohn wirklich gelobt! Soweit war mein Freund erst nach 23 Jahren, Hobelz sei Dank.

  2. Wetten, dass der Pfarrer und der Imam sogar Thilo Sarrazin Tränen der Rührung entlocken könnten?

    Auf einen weiterhin frohen Schulstart!

  3. Klingt vielversprechend – hoffentlich bleibt diese Zuversicht Sohn 1 und Euch allen lang erhalten. Und die Aufgeschlossenheit in Glaubensfragen freut mich.

  4. Von Herzen volle Zustimmung. Was für ein Glück, dass die Schule heute so viel weiter ist als damals *grusel*.
    Und es geht weiter so: mein Sohn kommt in die zweite Klasse und freut sich genauso wie am ersten Tag. Und niemals im vergangenen Jahr habe ich gehört „blöde Schule“. Nie.
    Und ja: man muss nicht immer kritisieren. Man kann doch auch einfach mal das Schöne sehen!
    In diesem Sinne: Ihrem Sohn (und Ihnen!) ein tolles erstes Schuljahr!
    Herzliche Grüße,
    Doro

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