Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Es gab eine höchst ungewöhnliche Verabredung, ich war nämlich mit Isa im Kino. Die Wahrscheinlichkeit, uns beide gleichzeitig im Kino anzutreffen, sie liegt vermutlich kuschelig dicht bei Null , aber in unseren höchst ungewöhnlichen Leben passiert so etwas dann eben doch.

Das ist sehr praktisch, mit Bloggerinnen ins Kino zu gehen, die nachts länger aufbleiben als man selbst, dann wacht man auf und die Dame hat schon einen Text geschrieben, dem man fast nichts mehr hinzufügen muss. Toll! Alles richtig, was da zum Film steht, genau so ist der. Bei mir taucht allerdings eine ganz neue Schwierigkeit im Umgang mit Filmen auf, Sohn I will nämlich am nächsten Morgen wissen, wie der Film gewesen ist und verlangt eine brauchbare Nacherzählung. “Und dann?” “Dann ist er vom Hubschrauber gesprungen…” “Wow, cool! Und dann?”

Das ist gar nicht so einfach und auch verblüffend gnadenlos, da kann man nicht  mal eben einen Handlungsschritt auslassen und vorgreifen, nein, immer schön eines nach dem anderen.

Sohn I: “Und wie kam er von dem Berg wieder runter? Das hast du nicht erzählt.”

Ich: “Das hat man auch gar nicht gesehen.”

Sohn I: “Komischer Film.”

Wobei das Kind nur die reine Action interessiert, die weichgespülten Gefühlsklimbimteile kann man anscheinend ruhig weglassen.

Ich: “Und außerdem war er in die eine Frau da verliebt…”

Sohn I: “Warum das denn!?”

Ich: “Das ist in Erwachsenenfilmen oft so.”

Sohn I: “Dann sind Kinderfilme vielleicht besser. Beim kleinen Gespenst gab es jedenfalls keine Liebesgeschichte.”

Wobei die Liebesgeschichte tatsächlich schauderhaft schlecht war, meine Güte. Wie flach ist das denn! Das kann jeder schwedische Nachwuchsregisseur an einer Provinzschule in der Projektwoche der Oberstufe besser darstellen, wie sich zwei Menschen näher kommen, möchte man meinen. Wirklich furchtbar.

Aber davon abgesehen teilen Isa und ich das Fazit: Ganz nett.

Ich habe übrigens das dunkle Gefühl, dass „Walter Mitty“ irgendwie im Englischunterricht am Gymnasium vorkam, kann mich aber nicht erinnern, das gelesen zu haben. Ist das vielleicht einer dieser Texte, aus denen man gerne Ausschnitte kopiert und Klausuren drüber schreiben lässt? Mit schwant so etwas. Schlimm. So möchte man als Autor auch nicht enden, mit seinen Geschichten.

 

 

5 Kommentare

  1. „The Secret Life Of Walter Mitty“ ist die wohl berühmteste Kurzgeschichte des Satirikers James Thurbers und war zumindest bei mir Bestandteil des Englisch LK Programms. Es gibt einen ganz zauberhaften Film mit Danny Kaye in der Hauptrolle des verträumten Alltagshelden, gedreht 1947, und, wenn ich das richtig entsinne, ohne Hubschraubersprünge, dafür mit Geheimdienstprogramm … müsste man wohl mal wieder sehen, vielleicht wird er ja anlässlich der Neuverfilmung in irgend einem Programmkino oder wenigstens im Fernsehen neu gezeigt.

  2. Einspruch, mindestens ebenso berühmt sind „The Unicorn in the Garden“ (auch verfilmt) und „The Very Proper Gander“, das in meinem Englisch-Lesebuch stand.

  3. Ich habe mich seit ich den Trailer zum ersten Mal gesehen habe, gefragt, ob ich nicht schon mal in der Schule eine Kurzgeschichte mit demselben Namen gelesen habe… Danke, Kiki, jetzt ist meine Frage beantwortet!

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