Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen

Ich habe vor 25 Jahren Abitur gemacht und danach nie wieder mit dem Thema Schule zu tun gehabt. Und das fand ich auch gut so, denn ich hielt die Schule ganz bestimmt nicht für eine segensreiche Einrichtung. Jetzt wird sich der Umgang mit dem Thema aber nicht mehr lange vermeiden lassen, denn noch in diesem Jahr kommt Sohn I in die Vorschule, im nächsten Jahr also in die Grundschule. Er hat Freundinnen und Freunde, die bereits eingeschult sind, wir kennen viele Eltern, die schon Kinder an Schulen haben, das Thema macht sich in unserem Leben allmählich breit und breiter. Wir waren kürzlich auf einem Tag der offenen Tür in einer Grundschule, wir waren auch schon auf einem Elterninformationsabend. Wir haben zu diversen Schulen im Internet nachgelesen, was andere darüber geschrieben haben. In Hamburg kommen bei der Einschulung sowieso immer mehrere Schulen in Betracht, durch die zentrale Lage des Stadtteils scheinen es bei uns noch ein paar mehr zu sein. Es gibt Eltern, und es sind gar nicht wenige, die schon an der Wahl der Schule zu verzweifeln scheinen, das ist also offensichtlich alles gar nicht so einfach.

Oder doch. Vielleicht ist es sehr, sehr einfach. Denn eine richtig schlechte Schule scheint nicht dabei zu sein und im Rahmen der Möglichkeiten, die sich durch die Größe der Gebäude, die Lage im Stadtteil, die konfessionelle Bindung etc. natürlich schon unterscheiden, sind sich alle Grundschulen recht ähnlich. Sie wirken alle ausnehmend freundlich, die Philosophie der Unterrichtsgestaltung wirkt auf mich ausgesprochen nett und bemüht, die Lehrer, die ich bis jetzt kennengelernt habe, erscheinen mir alle zurechnungsfähig und kompetent. Die Schulen bieten alle Gott weiß welche AGs, Sportarten und sonst was an, Wahlkurse, Neigungsfächer, Fremdsprachen, Musikinstrumente. Theatergruppen, Kunstexkursionen, Klassenreisen. Mittagessen, Spielplätze, Hortbetreuung, man kommt aus dem Aufzählen gar nicht heraus, man denkt sich immer noch etwas für die Kinder aus. Und es ist nicht so, dass die Gymnasien oder anderen weiterführenden Schulen dramatisch liebloser als die Grundschulen ausfallen, nach allem, was ich bisher weiß, Turbo-Abi hin oder her. Ich finde das wirklich faszinierend. Sie finden das vielleicht nicht, weil Sie das alles schon kennen, aber ich kann erklären, warum ich das so faszinierend finde und warum moderne Schulen bei mir tatsächlich Vorschusslorbeeren haben.

Ich wurde Anfang der Siebziger Jahre eingeschult. In meiner Klasse waren 46 Kinder, die Schule war vierzügig. Das waren die geburtenstarken Jahrgänge, die Fülle kann sich heute keiner mehr vorstellen. In den Klassenräumen gab es Tische und Stühle, eine Tafel, einen Kartenständer und sonst nichts. Nicht, weil es kein Geld gab, sondern weil man einfach nichts brauchte, nach herrschender Meinung. Frontalunterricht vom ersten Tag an, Zeugnisse und Noten vom ersten Jahr an („Maximilian ist sehr unruhig und stört oft“). Sportunterricht wie im Bootcamp. Ich weiß, ich habe das schon einmal erzählt, aber weil es hier so schön passt doch noch einmal: wir mussten jeden Morgen in Reih und Glied vor den offenen Fenstern des Klassenraums stehen, mit den Armen kreisend wedeln und „Im Frühtau zu Berge wir ziehen fallera“ singen. Jeden verdammten Morgen. Wenn die Lehrerin schräg drauf war, wurde das Lied getauscht gegen die seltsame Volksweise: „Kraut und Rüben haben mich vertriehieben, hätt mein Mutter Fleisch gekocht, wär ich daheim gebliiiiiiieben“, es schaudert mich heute noch. Danach wurde geschlossen Platz genommen und es ging los. Ich möchte nicht behaupten, dass dies eine besonders schlimme Erfahrung war, aber es illustriert doch ganz gut, was man damals für normalen und zweckmäßigen Unterricht hielt und wie nah diese Form des Unterrichts noch an sehr alten Vorstellungen war, bzw. an dem, was die Lehrer selbst als Kinder oder Jugendliche im Dritten Reich erlebt hatten.

Wir hatten drei Lehrertypen zur Auswahl, mehr gab es nicht. Drei Lehrertypen, die reichten für die Grundschulzeit und auch noch für das Gymnasium. Es gab zum einen Altnazis, wobei es sich nur um eine Typenbeschreibung handelte, ob sie wirklich Nazis waren, das wusste natürlich keiner. Altnazis waren meist ältere Herren, sie waren stramm und streng, brüllten gerne Kinder an und es kam auch noch zu meiner Schulzeit vor, dass ihnen dabei die Hand ausrutschte. Sie waren nicht selten Alkoholiker und trugen schlecht sitzende Anzüge. Immer. Vor Altnazis musste man Angst haben, Altnazis konnten einem das Leben zur Hölle machen. Altnazis stellten enorme Anforderungen in ihrem Fach und waren uns, was ihre Bildung betraf, stets haushoch überlegen.

Und es gab 68er, über deren Haltung in der 68er Revolution man auch nichts wusste, auch das war natürlich nur eine Typenbeschreibung. 68er waren lieb und nett, ungewöhnlich zugänglich und oft seltsam ahnungslos, was ihr Fach betraf. 68er trugen Wollpullover und Jeans. Leider entpuppten sie sich in aller Regel schnell als linke Vögel, die hinter der basisdemokratischen Fassade durchregierten wie das Politbüro im Osten und einen ohne jede Ansage ins Verderben stürzten. Bei 68ern konnte man mit Kalkül und Taktieren zum Erfolg kommen, bei Altnazis nur mit Leistung und sturem Auswendiglernen. Beides war ziemlich anstrengend.

Der dritte Typ war ein Exot, das war der normalnette Mensch, der Lehrer mit Seele und Berufsethos, der war wahnsinnig selten, ungeheuer beliebt und seltsam oft in den Randfächern zu finden. Kunst, Musik, Religion. Das war der Typ, bei dem man manchmal kurz die Illusion hatte, ein in irgendwas begabter Mensch zu sein. Diese drei Typen gab es in männlich und weiblich, der Altnazi war mehrheitlich männlich, der 68er auffällig oft weiblich, der normale Mensch war gleichverteilt. Zwischen den Lehrertypen gab es ein paar Mischformen, aber die Rubriken waren meist doch klar erkennbar.

Ich war auf einer ziemlich bekannten Schule, die ist in Deutschland berühmt, weil dort die Schulszene der Buddenbrooks spielt. Also die Szene, in der Thomas Mann so überaus nachvollziehbar die Ängste der Schüler vor den olympischen Lehrern schildert. Thomas Mann schrieb das aus der Erinnerung, er war auch selbst auf dieser Schule. Seine Leistungen im Deutschen waren dort phasenweise ungenügend, im Abgangszeugnis immerhin bei 4, aber das nur am Rande. Seitenlang wird in den Buddenbrooks beschrieben, wie die Schulstunden in nackter Panik verbracht wurden, weil man an die Reihe kommen konnte und keine Ahnung hatte, worum es ging. Nichts als Angst hatte man damals, wenn der Lehrer einen minutenlang der Dummheit und des Kretinismus zieh, wenn er die Zukunft vor der Klasse in Trümmer schlug.

Als Jugendlicher war ich natürlich sehr fasziniert von dieser Schulszene im Roman, da ich jede Ecke des Gemäuers kannte, in der das spielte. Ich hatte sogar den gleichen Schulweg wie der kleine Hanno Buddenbrook, ich habe das also –zigmal gelesen. Als ich später selbst versuchte, über meine Schulzeit zu schreiben, da ist mir das nie gelungen, weil die Szenen immer denen von Thomas Mann ähnelten. Es schien mir auch immer so, als hätte ich tatsächlich Lehrertypen gehabt, die denen bei Thomas Mann seltsam ähnelten. Vor einiger Zeit habe ich mich darüber mit Mitschülern von damals unterhalten, um einmal zu prüfen, ob meine Erinnerung vielleicht vollkommen abwegig ist, aber die anderen waren damals alle im gleichen Film wie ich. Ich habe diese Schulbeschreibungen dann jedenfalls gelassen, das wäre mit meinem Nachnamen doch sehr seltsam gewesen, nur die Abiturfeier kommt in meinem letzten Buch ganz kurz vor.

Zwischen meiner Schulzeit und der von Thomas Mann lagen rund 80 Jahre, zwischen meiner Schulzeit und der von Sohn I liegen nur 26 Jahre. Dennoch glaube ich, dass meine Schulerfahrungen vom Unterrichtsstil her vielleicht näher an denen von Thomas Mann sind, als an denen, die Sohn I bald machen wird. Ich weiß natürlich, was man heute alles der Schule und dem Schulsystem vorwirft, ich lese mich schon einmal warm zu dem Thema, ich bin nicht verklärt. Aber ich habe doch oft den Eindruck, dass viele Eltern die Fortschritte der letzten Jahrzehnte überhaupt nicht zu würdigen wissen. Und ich finde, es gibt ungeheure Fortschritte, in doch ziemlich kurzer Zeit. Vielleicht täusche ich mich auch. Aber ich hoffe nicht.

Bevor ich mich also bald in die Abgründe des Schulwesens stürze, an Elternabenden verzweifle und Hasstiraden auf Lehrer, Methoden und Fächer verfasse – ich fange wirklich äußerst wohlwollend an.


30 Kommentare

  1. Verblüffend. Ich bin auch 1974 eingeschult worden (allerdings nicht bei Thomas Mann), und es war vollkommen komplett anders. Fängt schon damit an, dass es auf der Grundschule gar keine männlichen Lehrer gab. Und Noten erst so ganz langsam. Und wir hatten gelegentlich Gruppen- oder Partnerarbeit, nicht nur Frontalunterricht. Und das ganze moderne Zeug, LÜK-Kästen und bunte Plättchen für die Mengenlehre und Schautafeln an den Wänden und sowas.

  2. Bitte keine Hasstiraden auf die Lehrer. Die können da oft nix für, die sind an ihrer Ausbildung gescheitert und verzweifelt. Das versteht man leider erst, wenn man selbst sein steckt in dieser Ausbildung…
    Aber Hasstiraden auf Methoden, Bildungspolitik, Fächer – immer gerne.

  3. Die Pullovertragenden Alt-68er sind jetzt nahe der Rente und etabliert. heute dominiert der Typ zackig, laufbahnorientiert und der Kopf voller Flausen aus der Uni. Gerade haben wir das auf GooglePlus durchdiskutiert. Die Grundschule, die Schreiben wie Hören anbietet, sollte auf eine schwarze Liste.

  4. Ich wurde 1973 in einer hessischen Kleinstadt in eine Klasse mit ca. 36 Kindern eingeschult und habe nur noch recht verschwommene Bilder von meiner Grundschulzeit vor Augen. Altnazis gab es keine bei uns, die kamen erst später, auf dem Hamburger Gymnasium. Dafür hatte ich mehr 68er als gut für mich war. Ich fand sie meistens hinterfotzig, unberechenbar und extrem ungerecht, aber das mag daran liegen, daß ich mich ihrem Kampf gegen die Altvorderen nicht anschliessen mochte (warum, habe ich heute bei mir drübern versucht, zu beschreiben).
    Das ganze Thema Schule steht und fallt mit den Lehrern, und ich werde bis zum letztem Atemzug jedem Schüler beipflichten, der seine Lehrer für Idioten hält. Es gab und gibt keine anderen. Falls doch, sind sie eine statistische Aberration.

  5. 1971 in Ostwestfalen: Die Erstklässler saßen jeweils zu viert um Tische herum wie kleine Kaffeerunden. Der Lehrer – rauschebärtiger, normalnetter Anzugträger – war ständig in Bewegung, um alle Kinder zu betreuen. Noten (Rechnen. Schreiben. Lesen.) gab es von Anfang an, schienen aber nicht besonders wichtig. An das System Frontalunterricht sind wir erst in der zweiten oder dritten Klasse herangeführt worden. Hab ich ja wohl Glück gehabt!

  6. Danke für die treffende Charakterisierung der 68er Lehrer. Freundlich und fortschrittlich tun, aber einen dann in die Pfanne hauen. Davon hatte ich einen direkt in der 5. Klasse, als die Schule und alles neu für mich war war. Blödmann. Altnazis hatten wir kaum noch (die 5. Klasse war 1980), aber die waren eher verträglich. Mit denen konnte man auskommen, die hatten in der Tat ihre klaren Ansprüche, etwas, was ich heute teilweise vermisse.
    Ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Einträge zum Thema Schule.

  7. Hm. Also ich bin 1974 erst geboren und dann 1981 eingeschult worden.
    Der somit geringe Abstand von Deiner Einschulung scheint schon was auszumachen, denn so sehr viel anders kommt mir der Grundschulalltag, in den ich im Moment als Musiklehrerin (Querflöte) reinschnuppern darf, gar nicht vor.
    Habe sehr schöne Erinnerungen an die Grundschule bei uns auf dem Land. Nette Lehrerinnen (ich glaube, nur der Schulleiter und der Sportlehrer waren Männer) und viel Platz zum Spielen und kreativer Unterricht. Wenig Nur-Frontal.
    Anders dagegen später am „humanistischen“ Gymnasium. Grusel. Da waren sie, die Alt-Nazis. Der Lateinlehrer mit den grauen Haaren und dme Seitenscheitel, der uns in der ersten Stunde nach dem Beruf des Vaters (!) fragte um dann in den Folgejahren die Kinder mit Eltern, die Ärzte oder Anwälte waren, besonders zu fördern und zu bevorzugen.
    Ich sage es nur ungern, aber damals sehnte ich mich nach einer Waldorfschule. Und die haben sich, so wie ich das von meinen Schülern berichtet bekomme, seit damals sehr gemacht. Und aus heutiger Sicht hatten die damals schon all das, was Du jetzt als so „modern“ beschreibst.

  8. Ich bin 73 eingeschult worden. in der Grundschule hatte ich zwar nur junge Lehrer, aber trotzdem finde ich den unterschied zu heutigen modernen Unterricht enorm und sage immer zu meiner Tochter, das ich so auch gerne nochmals zur Schule gehen wollte. allerdings ist meine Tochter auch an einer freien Schule.
    aber wir sind auch gerade beim Schule-gucken, denn jetzt geht es bei uns mit der Oberschule los. Das ist in Berlin ein ganz schwieriges Thema.

  9. @Midsommarflicka:
    Warum nicht? Ich bin Jahrgang 61, habe die ersten beiden Schuljahre in Berlin verbracht (mit Lehrerinnen des Typs 1 und 2). Dann ging es zurück nach Hamburg, zu einer Klassenlehrerin, die nachdem ich die Grundschule verließ, in den Ruhestand ging.
    Diese erzähle uns noch, wie der Lehrstoff sich beim Übergang von der Weimarer Republik zu den Nazis änderte. Wir wurden von dieser Frau mit körperlicher Gewalt bedroht („Der Rektor darf euch schlagen, wenn ihr nicht pariert, gehen wir gleich dort hin!“), Form war wichtiger als Inhalt, das Mitschreiben während des Unterrichts war nicht erlaubt („Wenn es etwas wichtiges gibt, diktiere ich das am Schluß!“).

    Um es kurz zu fassen, die Frau ist auf der SEHR kurzen Liste derer, denen ich wünsche, langsam und voller Qual und Angst dieses Leben hinter sich gelassen zu haben. (Reflektierend darüber, ist sie das einzige Mitglied dieser Liste, welches ich persönlich kannte…)

  10. Das Problem mit der Schulwahl ist: es gibt keine guten oder schlechten Schulen. Alles hängt von den Lehrern -zuerst vor allem vom Klassenlehrer (-in)- und von den Mitschülern (findet mein Kind Freunde…?) ab. Die Lehrer sind eh völlig autark, da gibt es keinen schulinternen Vorgaben etc. Jeder Lehrer macht, was er/sie will. Und diese beiden Faktoren (Lehrer und Mitschüler) sind völlig zufällig. Ich würde die Schule favorisieren, die in der Nähe liegt, denn ein kurzer Schulweg ist Gold wert.

  11. Das klingt gruselig. Meine Grundschulzeit in Freiburg und danach in einem Dorf bei Freiburg war dagegen Bullerbü, es gab keine „ausrutschenden Hände“, Alkoholfahnen oder Anzüge. Gebrüll auch nicht. Eingeschult wurde ich 1972.

    Bei meinen Kindern, die in Konstanz verschiedene Grundschulen besuch(t)en, habe ich aber eine ähnliche Warte wie du: Die Grundschulen hier sind alle gut, die Lehrer freundlich und kompetent, und neben dem Wohnviertel habe ich meine Entscheidung, welche der Schulen eins meiner Kinder besucht, nur davon abhängig gemacht, ob es sich dort wohlfühlen wird – weil seine Freunde auch dorthin gehen und die Schule in praktischer Nähe ist. Gleiches auch, als die älteste Tochter aufs Gymnasium wechselte.

    Bei Schulen ist es doch fast wie bei Handytarifen: je mehr man sich informiert, desto verwirrter wird man. 😉

  12. Lehrer, sehr wichtig, ja, aber darauf hat man keinen Einfluss und erfahren kann man vorher meistens nicht, wer es denn sein wird. Was mir im Nachhinein sehr wichtig wäre, was ich damals in den Neunzigern, als unser Sohn in Hamburg eingeschult wurde, nicht vorausgesehen habe: die Methode Schreiben zu lernen. Mein Sohn hatte „Schreiben wie hören“ (soll angeblich die Motivation schreiben zu wollen entscheidend fördern). Er hat die gruseligen Rechtschreibfehler bis heute nicht abgelegt. Außerdem wurde von der ersten Klasse an erwartet, dass er Ende der Woche alle ausgegebenen Arbeitsblätter fertig hatte, damit er Zeiteinteilung lernt, obwohl er für eine Woche noch gar kein Zeitgefühl hatte, und wir dann alle halbfertigen Arbeitsblätter irgendwann vor Weihnachten in seinem Ranzen fanden.
    Die Kommunikation mit den Lehrern war ausgesprochen wichtig, manche lassen die Kinder ja so kleine Mitteilungsheftchen führen und geben tatsächlich ihre mail-Adresse oder private Telefonnummer preis.
    Die Mischung der Schüler war auch immens bedeutsam, wenn international, dann am liebsten bunt gemischt aus verschiedenen Ethnien mit mehreren Religionen, so dass nicht eine Clique oder Gang Jungs die Spielregeln in den Pausen und auf dem Hof dominiert.
    Und alle Tricks zu nutzen, auf die Schule der Wahl zu kommen, haben wir seinerzeit bis zum Schulwechsel auf eine weiterführende Schule dann auch begriffen und angewandt, Details gern per e-mail…

  13. Einschulung 1975 in norddeutscher Kleinstadt. Zuerst Alt-68erin als Klassenlehrerin – nett, aber nichts gelernt. Dann Mischung aus 1 und 3, Lernen aufgeholt, aber Tochter der Lehrerin und ihre Freundinnen wurden maßlos bevorteilt (dass so etwas überhaupt erlaubt ist …). Männer gab es wenige (dann tatsächlich in Richtung 1), Schläge höchstens von der Sportlehrerin (ebenfalls Richtung 1). Auch der Unterricht war nicht SO pur frontal wie bei Herrn Buddenbohm, da wurde schon etwas experimentiert.
    Insgesamt – ja, es hängt vieles an den Lehrern und da gibt es definitiv auch Gute und einiges an den Mitschülern (Orientierungsstufe war bei mir die Hölle, Gymnasium die Befreiung).

  14. Im Grunde kann man alle Lehrer auf einen Typus runterbrechen: Leute die gerne Macht ausüben, aber weder den Mumm haben, sich gegenüber Erwachsenen durchzusetzen (z.B. Justizvollzugsbeamte, Polizisten) oder genau wissen, dass sie in der freien Wirtschaft kein Bein auf den Boden brächten.

  15. Ich habe drei Töchter, die in gefühlten 39 Jahren ihr Abitur gemacht haben. Der Ruf einer Schule hält sich ca. 20 Jahre. In Grundschulen sind überwiegend weibl. Lehrkräfte. Die Altnazis gehen in den nächsten 2-3 Jahren in Pension. Ich habe endlich fertig.

  16. @bettina: Was verstehst Du unter „Altnazis“? Die zwischen 33 und 45 Geborenen sind doch schon in Pension, und die vor und in der Nazizeit als Lehrer ausgebildet wurden, sind doch schon fast alle tot!?
    Glückwunsch zu den drei Töchtern mit Abitur, riesige Leistung, nicht nur der Töchter!

  17. Viele Kommentare erinnern mich in ihrer Argumentation an Glaubuli-Verwender („bei mir hat’s aber geholfen“).
    Daher danke an Frau Frische Brise für den Hinweis auf die Studie, vor allem aber Ihnen, Herrn Buddenbohm, herzlichen Dank für die „äußerst wohlwollende“ Grundhaltung. Die wird sicher auf Sohn I positiv abfärben und ich hoffe, Sie beide werden nicht enttäuscht. (Kennen Sie das Büchlein „Der Ernst des Lebens?“)

  18. Nach umzugsbedingt 3 Schulwechseln in den ersten beiden Schuljahren meines Kindes denke auch ich, dass a) die Persönlichkeit des/der Lehrenden entscheidend für die Kinder ist und b) die „lesen durch schreiben“-Methode ein totaler Mist ist. Das k.o.-Kriterium sollten tatsächlich Freunde, kurzer Schulweg und Betreuungszeiten sein… Na dann viel Spass!

  19. nach meiner beobachtung ist das problem tatsächlich die ausbildung. ich habe an einer fh studiert. wir sind vom ersten semester an in die schulen gegangen und haben unterrichtet. das alles bis zum 8. semster durchgehend. und zwar in alle bezirke / stadtteile berlins. das heißt, wir haben auch die extreme kennen gelernt.
    nach dem 2. semster waren wir nur noch halb so viele im seminar.
    an der uni wird man fachlich gut ausgebildet. hat aber keine ahnung von entwicklungspscholigie bei kindern und jugendlichen und ähnlich sozialkompetenz födernden studieninhalten. ergo: viele stehen im refendariat zum ersten mal vor einer klasse mit, sagen wir, 30 erstklässlern und haben spätestens nach einem halben jahr einen tinitus oder gleich burn out. weil es ihnen niemand sagt. und vor allem so sagt, wie es tatsächlich ist: laut, stressig, nervenraubend, zeitaufwändig etc.pp.
    daher machen zwar viele das uni-studium fertig, sind aber eigentlich gar nicht geeignet.
    also schimpfen sie auf die ausbildung an den unis. oder fragen sie vielleicht den einen oder anderen danach. die freuen sich 🙂

    btw: dass, was sie da über das „morgenlied“ am fenster schreiben, ähnelt dem morgendlichen apell, zu dem wir als schüler früher antreten mussten. auch jeden verdammten morgen. hin und wieder wurde ein nicht ganz linientreuer schüler vor allen denunziert. pervers.

  20. Eingeschult 1969: Die drei Grundtypen kann ich absolut bestätigen. Und vor allem bei den 68-ern (wieso eigentlich „Alt-„?) gab’s die meisten mit additiven Störungen (Alkohol, psychische Probleme, etc.). DIE waren dann richtig schlimm….
    Mir war immer Typ 3 mit der angemessener Strenge und Konsequenz am liebsten. War zwar anstrengend, aber mit denen ist dann doch vergleichsweise viel für das Leben hängen geblieben.

  21. @Lina Luna
    Waldorfschulen modern? An Waldorfschulen darf es keine Schülervertretungen geben, weil – wie mir ein Waldorflehrer erklärte – „jeder Schüler vollstes Vertrauen zu seinen Lehrern hat“. Auf meine Frage, was wäre, wenn nicht, wiederholte er nur diesen Satz, damit war das Gespräch für ihn beendet. In Gesprächen mit Waldorf-Pädagogen habe ich öfter den Eindruck gewonnen, dass unhinterfragbare Autoritäten (Rudolf Steiner (der übrigens Freimaurer war) und Goethe (dessen unwissenschaftliche und überholte Farbenlehre an Waldorfschulen dogmatisch vertreten und gelehrt wird) über allem schweben. Die antroposophische Szene erinnert mich etwas an bürgerliche Schwärmerei des 19. Jahrhunderts mit Geniekult und wissenschaftlichen Abendgesellschaften, bei denen Wissenschaft und Zauberei bunt gemischt waren. Die Leiterin der Hamburger Arbeitsgruppe Scientology Ursula Caberta ist eine der wenigen, die öffentlich kritische Worte über Rudolf Steiner und seine Anhänger findet, indem sie über das Menschenbild dieses Herren informiert. Mal etwas genauer hinschauen und Schriften von Herrn Steiner lesen, es ist dort nicht alles so lieb und rund und sanft.

  22. @Lektor Ich kenne mich mit Waldorfschulen viel zu wenig aus, aber was ich mitbekommen habe ist, dass es offensichtlich gute und schlechte gibt. Die scheinen da sehr frei zu sein. Die eine Schule hält dogmatisch an Steiner fest, während die nächste das ganze locker sieht und modernen Unterricht macht. Ich habe hier eine Schule in der Nähe, wo mir die Schüler sehr offen und klar vorkommen (Haan-Gruiten). Habe aber auch schon Fernseh-Reportagen über ganz schreckliche Waldorfschulen mit verbissenen Lehrern gesehen… Die Schüler hier scheinen Glück zu haben. 😉

  23. Immer wieder kommen bei dem Thema die angeblich so schlimmen großen Klassen auf den Tisch.

    Ich (Einschyulung 73) verstehe bis heute nicht, was daran schlimm gewesen sein soll. Schlechtes Betreuungsverhältniss? Wir wurden ausreichend betreut, durch unsere Eltern, die das als ihren Job an sahen und nicht auf die Schule abschoben. Unruhiger Unterricht? Nein, wir konnten uns benehmen.

    Es war klasse in einer großen Klasse zu sein. Viele Freunde, immer jemand mit dem man was machen konnte und wenn man jemanden nicht mochte gab es genug Andere.

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  25. Hm, 18 halte ich für untertrieben, sind es nicht eher knapp über 20 (je nach KESS-Faktor)?
    Es hängt am Lehrer, klar, hab ich zu meiner Schulzeit auch schon immer gewußt. 😉
    Leider macht mir der heute an den meisten Grundschulen vorherschende „Typ zackig, laufbahnorientiert“(s.o.), und unerfahren Sorgen.
    Aber klar, hast ja recht: Optimistisch bleiben!

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